Mit Stahl, Tradition und Zukunft lässt sich kurz zusammengefasst die diesjährige Exkursion nach Österreich in die Steiermark beschreiben.
Der erste Tag, Donnerstag 12. Juni, 2025, war ganz dem Stahl gewidmet. Treffpunkt war am Morgen in Leoben am Bahnhof, von wo es dann gemeinsam zum VOEST Alpine Standort Donawitz in das Stahl- und Walzwerk ging.
Zuerst wurde uns ein Einblick in die Geschichte des traditionsreichen Standorts Donawitz gegeben. Insbesondere das hier entwickelte LD-Verfahren (Linz-Donawitz-Verfahren, auch als Sauerstoffaufblasverfahren bekannt, eine Produktionsmethode zur Stahlerzeugung durch Umwandlung von kohlenstoffreichem Roheisen in kohlenstoffarmen Stahl) wurde uns erläutert.
Aber auch der Blick in die Zukunft kam nicht zu kurz. In Zeiten von Klimawandel und Erfordernis der CO2 Einsparung kommt der Stahlherstellung ein besonderes Augenmerk zu. Der zukünftige Weg geht weg von der Stahlerzeugung im Hochofen aus Eisenerz, hin zu einem Stahlkreislauf aus Wiederverwertung von Stahlschrott in Elektroöfen. Grüne Energie spielt dabei eine wesentliche Rolle, wobei kurzfristig Wind, Wasser und Solar die planbare Grundlage ist. Grüner Wasserstoff wird erst mittelfristig eine Rolle spielen, da Herstellung und insbesondere Transport noch eine Herausforderung darstellen.
Anschließend begaben wir uns in die klassischen Hochofenanlagen, in denen aus dem gewonnenen Erz am Ende der Rohstahl herauskommt und im Fall der VOEST Alpine zum Teil auch direkt in Schienenprofile gewalzt wird.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir weiter nach Zeltweg in das Weichenwerk der VOEST Alpine in Zeltweg. Dort wurden uns in der Fertigung die verschiedenen Schritte der Weichenfertigung erläutert. Zum Abschluss wurde uns auch noch ein kurzer Einblick in die Tätigkeiten der VOEST Alpine Signalling gegeben, die sich im Wesentlichen mit Weichenantrieben beschäftigen.
Anschließend ging die Fahrt mit dem Zug nach Graz, wo wir unser Nachtquartier bezogen.
Der Freitag, 13. Juni 2025, begann mit einer Begehung der Neubautrasse der Grazer Straßenbahn (Grazer Linien) von der Vorbeckgasse zum Jakominiplatz. Mit dieser Strecke erfolgt eine zweite Innenstadtquerung, um einerseits den stetig steigenden Fahrgastzahlen ein adäquates Fahrtangebot gegenüber stellen zu können, aber auch um im Notfall eine innerstädtische Umleitungsstrecke zur hochbelasteten Herrengasse zur Verfügung zu haben.
Fachkundig wurden uns die Herausforderungen bei Planung und Umsetzung der Neubaustrecke bei unserem Spaziergang entlang der Trasse erläutert. Besonderer Fokus lag dabei auf dem Erschütterungsschutz, der in Graz ein sensibles Thema ist. Zusammen mit den Neubaumaßnahmen erfolgt auch eine Sanierung entlang der kompletten Strecke vom Hauptbahnhof bis zum Marktplatz, damit auch, mit Blick auf die Eröffnung der Koralmbahn im Dezember, ein leistungsfähiges Netz für die Zukunft bereit steht.
Im Anschluss statteten wir der Remise Steyrergasse der Grazer Linien einen Besuch ab, in der uns die Tätigkeiten in der Werkstatt vorgestellt wurden.
Weiter ging es danach zur Graz-Köflacher Eisenbahn (GKB). Ein lehrreicher Vortrag informierte uns über das Unternehmen und seine Geschichte. 1860 gegründet für den Kohleverkehr, ist heute der Personenverkehr auf den traditionell von der GKB bedienten Strecken im Umland von Graz mit stetig steigender Fahrgastnachfrage das Hauptbetätigungsfeld. Dazu wird zukünftig das Sitzplatzangebot durch den Aufkauf alter DB AG Doppelstockwagen erheblich erweitert. Aber auch die bevorstehende Eröffnung der Koralmbahn spielt in der Zukunft eine Rolle. Verkehre mit Vectron Lokomotiven unter ETCS only Betrieb sind geplant.
Ein Rundgang über das Betriebsgelände, die Werkstätten (u.a. mit der weiter in Betrieb gehaltenen Dampflok 671) und den Ausbildungssimulator für die Triebfahrzeugführer rundeten diesen Tagesordnungspunkt der Exkursion ab.
Als besondere Erkenntnis dieses Besuchs bleibt das familiäre Verhältnis untereinander im Unternehmen und der Fokus auf den Fahrgast (jeder Zug ist mit einem Zugbegleiter unterwegs als Kontakt zum Kunden), was erst vieles möglich macht.
Und war das nicht alles schon genug an Erlebnissen, so fuhren wir zum Abschluss noch an die Uni Graz, um am Institut für Betriebsfestigkeit und Schienenfahrzeugtechnik (BST) von Professor Leitner einen Vortrag und eine Führung zu den Forschungsschwerpunkten Drehgestellentwicklung und Bremsenprüfstand zu bekommen.
Und der Samstag, 14. Juni 2025, begann für uns auch wieder an der Universität. Wir wurden am Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft vom ehemaligen Professor Peter Veit und seinem Nachfolger am Lehrstuhl, Professor Stefan Marschnig, empfangen. Fokus des Vortrags war die Koralmbahn und die Arbeit des Instituts.
Erste Machbarkeitsuntersuchungen zu einer Süd-Ost-Spange Klagenfurt Graz Wien datieren aus 1991. Für den Südabschnitt Graz Klagenfurt wurde eine Hochleistungsbahn inklusive dem Koralmtunnel vorgeschlagen. Mit der Hochleistungsbahn (Auslegungsgeschwindigkeit 250 km/h, Betriebsgeschwindigkeit 230 km/h) soll ein Gesamtoptimum für Taktverkehr, Schnell- und Güterverkehr (Trassierungsparameter) und Betrieb geschaffen werden. Nun, im Dezember 2025, geht diese rund 130 km lange, neue Koralmbahn in Betrieb und stellt eine bislang, auch mit dem Automobil zeitlich nicht zu schaffende, 45 Minuten Verbindung zwischen Graz und Klagenfurt her.
Fokus der Forschung des Instituts ist heute Lifecycle und Asset Management, im Wesentlichen mit Blick auf die Infrastruktur. Die Fragestellungen sind hier Instandhaltung als Basis für den Streckenerhalt. Betrachtung der Infrastruktur im gesamten Zyklus Planen, Bauen, Betreiben, Instandhalten und Bewerten. Des Weiteren wird geforscht in Richtung neuer Verkehrskonzepte, Machbarkeitsstudien zum Infrastrukturausbau auf Basis betrieblicher und infrastruktureller Überlegungen, sowie die Organisation der jährlichen Schienenfahrzeugtagung Graz.
Im Anschluss führte uns Prof. Veit fachkundig bei einem von ihm geführten Stadtrundgang durch die Grazer Altstadt und auf den Schlossberg.
Abschluss fand die diesjährige Exkursion mit einer Stadtrundfahrt im historischen Trambahnwagen 206 der Grazer Linien. Von der Remise Steyrergasse aus wurden nach Liebenau und anschließend die idyllische Überlandstrecke nach Mariatrost befahren. In Mariatrost konnten wir das dortige Tramway Museum exklusiv besuchen.
Wieder zurück am Jakominiplatz endete die Exkursion mit einem gemeinsamen Abendessen.
Ein ganz herzlicher Dank an dieser Stelle an die Organisatoren der Veranstaltung und ein besonderer Dank an all unsere Gastgeber an den drei Tagen, die ihre Freizeit geopfert haben, uns ihre Projekte vorzustellen und unsere Fragen zu beantworten.